Ansätze von Künstlicher Intelligenz (KI) kommen in Museen und anderen Orten der Kulturbranche immer häufiger zum Einsatz. Beispielsweise wenn es darum geht, Daten und Informationen zu sammeln, sie miteinander zu verknüpfen und sie zu publizieren. Ein Unternehmen, das sich genau mit dieser Aufgabe beschäftigt, ist auf das Team vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Bremen zugekommen. Wie aus der Geschäftsidee, Kultureinrichtungen mittels KI zu unterstützen, ein funktionierendes und digitales Geschäftsmodell wurde, lesen Sie im Blogbeitrag.
Das Unternehmen
- Name: fabular.ai
- Größe: 7 Beschäftigte
- Sitz: Am Fallturm 1, 28359 Bremen
- Gründung: 2019
- Branche: Kulturbranche
Als Forschungs-Spin-Off der “Universität Bremen – Technologiezentrum Informatik und Informationstechnik” entsprang die Grundidee zu Fabular.ai in der Doktorarbeit von Leonardo de Araújo, einem der Mitgründer. Die Idee fokussiert die Interaktionsdynamik zwischen der „Maker-Bewegung“ und Kulturinstitutionen, und identifizierte für diese Wege ins digitale Zeitalter mittels einer cloudbasierten Plattformlösung.
Fabular versteht sich als Dienstleister mit der Vision, der Kulturbranche mittels Künstlicher Intelligenz (KI) ins digitale Zeitalter zu verhelfen.
Die Herausforderung
Eine der Kernherausforderungen, mit denen sich die Gründer von Fabular konfrontiert sahen, waren die Monetarisierung und Entwicklung eines funktionierenden Geschäftsmodells ihrer Geschäftsidee. Der Bildungshintergrund des Teams Fabular (Wirtschaftsinformatik und Kulturwissenschaften) vereint technische und visuelle Aspekte zur Ausgestaltung der Gründungsidee.
Jedoch zeigten sich Lücken und fehlendes Know-How im kaufmännischen sowie betriebswirtschaftlichen Bereichen, welche ein in sich stimmiges Geschäftsmodell benötigt. Die Herausforderung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Bremen bestand darin, die Geschäftstätigkeit im Rahmen eines digitalen Geschäftsmodells zu konzipieren, um so für mehr Transparenz innerhalb des Unternehmens, aber auch für außenstehende Dritte zu gewährleisten.
Mitunter sorgten die Modellierung des Geschäftsmodell im sog. Business Model Canvas dafür, die Stärken und Schwächen des unternehmerischen Handels aufzudecken und diese in konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen abzuleiten.
Der Wunsch
Das primäre Ziel von Fabular ist die Generierung von Wachstum durch die Gewinnung von mehr Aufträgen. Damit einhergehend sollen weitere Mitarbeitende eingestellt und strategische Partnerschaften geschlossen werden, um eine höhere Marktdurchdringung zu erreichen. Aufgrund des technischen und kulturwissenschaftlichen Hintergrunds Fabulars, soll Personal punktuell eingestellt werden, um einerseits das fehlende Know-How auszuräumen, andererseits die Entwicklung der cloudbasierten Plattformlösung kundenzentriert zu erweitern und zu verbessern.
Demnach ist es unerlässlich, dass für die Akquisition neuer Aufträge eine starke Vertriebs- und Marketingstruktur etabliert wird. Wiederum bedarf es für die kundenzentrierte Verbesserung und Erweiterung ihrer Dienstleistung sogenannter Front- und Backend-Programmierer: Die Backend-Programmierer arbeiten dabei in der „Architektur der Plattformlösung“ (Programmierung, Algorithmen, Datenbanken etc.), wohingegen die Frontend-Programmierer für die visuellen Aspekte, also dem Bedienfeld des Nutzers zuständig sind (Gestaltung der Anwendungen, Gestaltung von Erlebnissen etc.).
Mittels dieser Kombination aus gezielten Marketingmaßnahmen zur Reichweitengenerierung und der kundenzentrierten Entwicklung ihrer Plattformlösung via User-Tests und Umfragen erhofft sich das Unternehmen nicht nur mehr Aufträge, sondern auch ein verbessertes Serviceangebot für ihre Kund:innen.
Die Vorgehensweise
Das Projekt startete mit dem Wunsch Fabulars nach strategischer Ausrichtung und kaufmännischer und betriebswirtschaftlicher Hilfestellung. Schnell stellte sich heraus, dass es keine klare Abgrenzung zwischen „Strategie“ und „Geschäftsmodell“ gab. Häufig wurde der Begriff Geschäftsmodell mit Strategie gleichgesetzt. Jedoch stellt das Geschäftsmodell vielmehr das Bindeglied zwischen der Unternehmensstrategie und den Geschäftsprozessen im Unternehmen dar.
Kernelemente von Geschäftsmodellen lassen sich grob in vier Obersegmente unterteilen, die sich aus verschiedenen Teildisziplinen zusammensetzen. Diese vier Segmente sind
- Wertangebot,
- Infrastrukturelles Management,
- Kund:innen und
- Finanzen/Controlling.
- Die angebotenen Dienstleistungen Fabulars stellen das Wertangebot ihres Unternehmens dar und ist dabei der Schlüsselfaktor. Um das Wertangebot herum wird das Geschäftsmodell konstruiert.
- Der Bereich infrastrukturelles Management lässt sich in Schlüsselressourcen, Schlüsselaktivitäten und Schlüsselpartnerschaften aufteilen.
- Das Segment Kund:innen kann unterteilt werden in Kundengruppen, -beziehungen und -kanäle.
- Und letztendlich betrachtet der Bereich Finanzen/Controlling die Ströme der Einnahmen und Ausgaben eines Unternehmens.
Mit jenem Wissen aufgestellt wurde in einem an dem Design Thinking angelehnten Prozess das Wertangebot Fabulars in einem sogenannten „Value Proposition Canvas und ein Business Model Canvas“ ausgearbeitet. Neben dem kontinuierlichem einholen von Kundenfeedback, konnte das Geschäftsmodell geschärft werden, sodass ein möglichst hoher Produkt-Markt-Fit zustande kommt.
Mit Beendigung dieses Projektes Anfang November 2022 (Dauer: circa 8 Monate) wurde das Team Fabular auf das Event „Web Summit“ in Lissabon geschickt, um einerseits technisches Feedback von den Teilnehmenden einzuholen, potentielle Partner:innen kennen zu lernen und Investoren auf sich aufmerksam zu machen.
Das Ergebnis
Fabular.ai gewann vor allem Aufschluss darüber, dass ein „Blick von außerhalb“ neue Erkenntnisse und neue Ideen bei der aktuellen Geschäftstätigkeit und der strategischen Ausrichtung erzielt. Eine Kernerkenntnis war hierbei, dass nicht zwingend der Besitz von Ressourcen (in Form von Finanzen oder Mitarbeitern), sondern der Zugriff auf Ressourcen entscheidend ist, um schnell agieren und reagieren zu können.
Das Know-How aus anderen Fachgebieten, welches das Mittelstand 4.0-Konpetenzzentrum in das Unternehmen spülte, wurde angehört, jedoch nicht immer vollständig umgesetzt. Das hier beobachtete Phänomen der dominanten Denklogik von Tech-Entrepreneuren, stieß teilweise auf einen nicht vorhandenen Abnehmermarkt. Durch eine Öffnung des Unternehmens nach außen in Form von User-Tests und Meetings mit potentiellen strategischen Partner:innen, wurde die Starrheit dieser Unternehmerdenke zu Teilen aufgeweicht. Gepaart mit dem Ansatz des Design Thinking und dem Business Model Canvas wurden agile Methoden nachhaltig implementiert, um mit unternehmensinternen Veränderungen systematisch umzugehen wissen.
Als Ausblick hat das Team vom Kompetenzzentrum das Unternehmen darauf sensibilisiert, eine Person einzustellen, die kaufmännische Tätigkeiten, vor allem im Bereich des Vertriebs und der Reichweitengewinnung ausübt. Im Idealfall ist dies eine Person, welche neben der kommerziellen Vertriebstätigkeit auch ein gewisses technisches Verständnis im Bereich der Plattformservices mitbringt, um die Anforderungen und Bedürfnisse der potentiellen Kunden zu identifizieren und diese als Mediator zu kommunizieren. Des Weiteren dient die Teilnahme am Event „Web Summit“ der weiteren Evaluation der Geschäftsidee, der Aufmerksamkeitsgenerierung und der möglichen Akquisition von strategischen Partnern und Investoren.
Die Methoden
- Business Model Canvas: Zur schlanken Modellierung der Geschäftstätigkeit wurde auf den Business Model Canvas zurückgegriffen. (Laden Sie sich hier unsere BMC-Vorlage herunter.)
- Value Proposition Canvas: Der Kundennutzens als Alleinstellungsmerkmal Fabulars wurde im sog. Value Proposition Canvas herausgearbeitet.
- Design Thinking: Die kundenzentrierte Produktentwicklung erfolgte an das Verfahren angelehnte „Design Thinking“.
- User Tests (Front End – UX / UI Design): Es wurden User Test zur Bewertung bestehender Funktionalitäten / Anwendungen und zur Identifizierung weiterer Features durchgeführt.
Der Umsetzungsaufwand
Die angefallenen Arbeitsstunden über einen Zeitraum von acht Monaten sowie die durchgeführten Maßnahmen organisierte und leitete das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Bremen für das Unternehmen kostenlos und anbieterneutral. Das Zentrum wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Fotos: Titel: Stale Grut/ Unsplash, Bild 1: Fabular.ai, Bild 2: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Bremen
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