Die Wertschöpfung aus digitalen Daten ist nicht nur ein Thema für Konzerne – auch der Mittelstand kann von der Datenflut, die viele Unternehmen heute überschwemmt, profitieren. Richtig eingesetzt bieten Daten enorme Erfolgschancen für jedes Unternehmen.
Viele Unternehmen haben sich mittlerweile auf den Weg der Digitalisierung gemacht. Allerdings lassen sie dabei oft erhebliches Potenzial am Wegesrand liegen: Digitale Daten, die sie bereits erheben oder mit überschaubarem zusätzlichem Aufwand erheben könnten, bleiben ungenutzt. Es lohnt sich, das eigene Unternehmen nach diesen Potenzialen zu durchforsten. Die elektronische Aufbereitung und Auswertung der Informationen eröffnet zahlreiche Möglichkeiten für die bessere Gestaltung von Geschäftsprozessen und für die Erschließung neuer Einnahmequellen.
Kundenprobleme lösen und Schwachstellen beseitigen
Digitale Daten werden fast überall im Betrieb erhoben. Beispielsweise werden Kundendaten, Produktionsdaten und Abrechnungsdaten gesammelt. Um einen unternehmerischen Mehrwert zu erzeugen, müssen sie interpretiert und zu Informationen verarbeitet werden. Je mehr datenbasierte Informationen vorhanden sind, desto mehr Licht kann diese Wissensbasis auf die Lösung der drängendsten Kundenprobleme oder der eigenen Schwachstellen werfen. Die Möglichkeiten, digitale Daten in handfestes Einkommen umzuwandeln, sind dann vielfältig.
Doch wie lässt sich dieser Prozess veranschaulichen? Vereinfacht könnte die Wertschöpfung aus den Unternehmensdaten wie folgt abgebildet werden.
Bevor man von digitalen Daten profitieren kann, müssen jedoch die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden. Der Übergang von Regalwänden voller Aktenordner hin zu einer intelligenten Datenbank und zur laufenden Erhebung anfallender Geschäftsdaten erfordert eine klare Strategie.
Eine solche Datenbank entfaltet nämlich die größte Wirkung, wenn die erzeugten digitalen Daten allen beteiligten Bereichen zentral zur Verfügung gestellt werden. So potenzieren sich das Wissen und das Spektrum an Erkenntnissen, das aus den gesammelten Daten gewonnen werden kann. Gleichzeitig reduziert sich der Aufwand für die Dateneingabe, weil Informationen ohne erneutes Eintippen in beliebig viele Anwendungen übernommen werden können. Dies senkt nebenbei auch die Zahl der möglichen Fehlerquellen. Letztendlich begünstigen digitale Daten die Bereitstellung von Wissen über die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens hinweg.
Was bedeutet das nun konkret für ein Unternehmen?
Die potenziellen Nutzungsformen von digitalen Daten sind zu groß, um vollständig aufgelistet zu werden. Es beginnt mit einfachen Anwendungen wie einem Unternehmens-Wiki, das dem Erhalt und Management des vorhandenen Wissens im Betrieb dient. Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen können Sie jederzeit Kontakt mit dem Team des Kompetenzzentrums Bremen aufnehmen.
Eine weitere, relativ schnell umsetzbare Nutzungsform liegt im Bereich der Kundenbetreuung. Viele Kundinnen und Kunden haben heute einen sehr hohen Anspruch an die Reaktionszeiten bei Anfragen; auch erfolgt die Kontaktaufnahme immer seltener auf klassischen Wegen wie Telefon oder Post, sondern zunehmend elektronisch. Unternehmen, die ihre Daten digitalisieren, können diese Trends für sich nutzen und durch schnelle und unbürokratische Antworten glänzen, indem sie neue Kommunikationswege wie soziale Medien (z.B. Twitter oder Facebook) oder sogenannte Messenger (z.B. WhatsApp, Signal) einsetzen. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, ihrer Kundschaft einen ganzheitlicheren Service anzubieten – rund um die Uhr. Aus diesen zusätzlichen Kontakten können weitere Umsätze entstehen.
Mittelfristig können digitale Daten aber auch genutzt werden, um ganz neue Umsatzquellen und Geschäftsbereiche zu erschließen. Ein weites Feld bietet beispielsweise die Bereitstellung eines „product-as-a-service“. Gemeint ist, dass Produkte nicht nur einmal verkauft werden – sie dienen vielmehr als Plattform für einen Service, der kontinuierlich Einnahmen generiert. Bestes Beispiel ist das Smartphone: Nach dem Kauf des Geräts zahlen die meisten Kundinnen und Kunden regelmäßig weiter Gebühren, um bestimmte Dienstleistungen nutzen zu können.
Das Prinzip lässt sich jedoch intensivieren und auf viele Produkte ausdehnen, wenn digitale Daten erhoben und verarbeitet werden. Software wird bereits jetzt kaum noch als einmalige Lösung verkauft, sondern zunehmend als Abo. Drucker kommen mittlerweile oft mit der Option, dass neue Tintenpatronen automatisch nachbestellt werden, wenn die Farbe zur Neige geht. Maschinen werden unterdessen mit Sensoren ausgestattet, die eine Meldung abgeben, wenn es Zeit für eine Wartung oder Reparaturen ist. Das Herstellungsunternehmen kann diesen dauerhaften Service zusammen mit der Maschine verkaufen.
Eine andere Möglichkeit ist die Bereitstellung gesammelter Daten für Dritte – selbstverständlich unter Einhaltung aller Datenschutzbestimmungen. So wird beispielsweise darüber nachgedacht, die Wetterdaten, die von Autos erhoben werden, an Wetterdienste zu verkaufen, um kleinteiligere Wettervorhersagen zu ermöglichen. Eine wichtige Frage ist in solchen Fällen allerdings immer, wem die Daten überhaupt gehören: dem Unternehmen, das den Gegenstand produziert hat, oder dessen Nutzerinnen und Nutzern? Noch komplizierter wird diese Frage, wenn das Objekt vermietet oder verliehen wird, sodass weitere Parteien ins Spiel kommen.
Rechtliche und organisatorische Fragen im Blick behalten
Darüber hinaus ist es wichtig, weitere rechtliche Fragen rund um die Datennutzung im Blick zu behalten. Ganz weit vorne steht dabei die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die sehr strenge Vorgaben für die Nutzung von personenbezogenen Informationen macht. In anderen Wirtschaftsräumen müssen andere gesetzliche Regelungen berücksichtigt werden.
Ebenfalls wichtig ist der Schutz vor Datendiebstahl. Geraten Informationen in die falschen Hände, kann dies nicht nur die Konkurrenz stärken, sondern möglicherweise auch zu Klagen auf Basis der DSGVO führen. Mindestens ebenso unangenehm kann der damit einhergehende Imageverlust in der Öffentlichkeit sein.
Der Aufwand für die notwendige Absicherung steigt mit dem Grad der Vernetzung eines Unternehmens, denn jede neue Verbindung zwischen Maschinen oder Menschen kann eine zusätzliche Schwachstelle sein. Neben den rechtlichen und sicherheitsrelevanten Anforderungen stehen die Unternehmen, die vermehrt auf digitale Daten setzen, jedoch oft auch vor umfassenden organisatorischen Änderungen. Diese können nur gelingen, wenn das gesamte Unternehmen hinter dem Wandel steht – vom Chef bis zu den Auszubildenden.
Holen Sie sich kostenlose Unterstützung!
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Bremen bietet Ihnen kostenlose Unterstützung an, wenn Sie das Potenzial digitaler Daten in Ihrem Unternehmen ermitteln und nutzen möchten. Melden Sie sich, um unser kostenfreies und anbieterneutrales Angebot in einem unverbindlichen Erstgespräch wahrzunehmen.
Ansprechpartner
Markus Knak, Tel. 0421 218-50131, E-Mail kna@biba.uni-bremen.de
Aaron Heuermann, Tel. 0421 218-50172, E-Mail her@biba.uni-bremen.de
Alexander Seelig, Tel. 0421 218-50090, E-Mail see@biba.uni-bremen.de
Quellen:
TU München: 1.1.2 Analoge und digitale Daten: https://web4.wzw.tum.de/dvs/edvgw/e01_7.htm entnommen am 02.12.2019.
Hartmann, Philipp Max; Zaki, Mohamed; Feldmann, Niels; Neely, Andy (2016): Capturing value from big data – a taxonomy of data-driven business models used by start-up firms. In: Int Jrnl of Op & Prod Mnagemnt 36 (10), S. 1382–1406. DOI: 10.1108/IJOPM-02-2014-0098.
Abbildung: eigene Darstellung